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Karacho-Montag Know-how

Adjektive beugen, Komma oder nicht

Adjektive werden parallel gebeugt, und manchmal setzt man zwischen sie ein Komma. Mehr dazu im heutigen Karacho-Montag.

Wenn ein Adjektiv allein ein Substantiv begleitet, wird es stark gebeugt, um das Geschlecht des Substantives anzuzeigen. Also: warme Buchtel, langsamer Läufer, schönes Haus.
Werden Adjektiv und Substantiv von einem bestimmten Artikel oder einem Pronomen mit Endung, einem Fürwort, begleitet, werden die Adjektive schwach gebeugt, weil Artikel oder Pronomen das Geschlecht anzeigen. Die warme Buchtel, der langsame Läufer, das schöne Haus.

Weder stark noch schwach: gemischte Deklination

Nun gibt es auch noch eine gemischte Deklination. Die findet immer dann statt, wenn unbestimmte Artikel oder Pronomen wie kein, mein, unser usw. neben Adjektiv und Substantiv stehen. Seine warme Buchtel, sein langsamer Läufer, sein schönes Haus. Im Nominativ Singular maskulin und Neutrum (sein schöner Läufer, sein grandioses Haus) und im Akkusativ Singular Neutrum (wieder: sein grandioses Haus) sind die Pronomen endungslos, das Adjektiv zeigt also das Geschlecht an.
Kommen wir zum Beugen zweier Adjektive. Stehen diese ohne Artikel vor dem Substantiv, so werden sie parallel gebeugt, obwohl eines der beiden schon ausreichen würde, um das Geschlecht anzuzeigen. Man schreibt: ein ausdauernder, langsamer Läufer; ein langes, wallendes Gewand.

Zwei Adjektive vor dem Substantiv: Komma hin, Komma weg?

Wenn wir gerade beim Komma sind: Die Regel ist schnell erklärt, ich finde sie aber ab und an trotzdem schwierig. Man zeigt mit dem Komma an, ob sich die Adjektive gleichrangig auf das Substantiv beziehen. Die Faustregel lautet: Wenn man ein „und“ zwischen die Adjektive setzen kann oder ein „sowohl als auch“, dann sind sie gleichrangig. Sonst bildet eines von ihnen mit dem Substantiv einen Gesamtbegriff. Die Krux dabei ist, dass man gelegentlich je nach Sinn in der gleichen Satzkonstruktion ein Komma setzt oder auch nicht. Der Duden gibt zum Beispiel vor: nach langem schwerem Leiden und nach langem, schweren Leiden. Das erste schwere Leiden hielt lange an, das zweite Leiden war lang und schwer zugleich. Für mich ist das manchmal schwer zu entscheiden. Ein weinendes zweijähriges Mädchen wird ohne Komma geschrieben, weil man umstellen könnte: Das weinende Mädchen ist zweijährig. Trotzdem könnte man sich vorstellen, dass jemand sagt: Das Mädchen weint und ist zweijährig. In anderen Fällen ist die Sache deutlicher: Ein spezifischer vorhandener Bedarf ist nicht sowohl spezifisch als auch vorhanden. Ein reifer, französischer Käse ist nicht reif und französisch, sondern der französische Käse ist reif.

Übrigens wird in Konstellationen ohne Komma im Dativ Singular oft die zweite Form schwach gebeugt: Nach drängendem feurigen Beginn waren wir ganz schnell am Ende.

Harte Fakten: Die Zusammenfassung am Karacho-Montag

Zwei Adjektive ohne Artikel oder Pronomen werden neben Substantiven parallel gebeugt: lang anhaltendes, betretenes Schweigen.
Ein Komma kommt zwischen die Adjektive, wenn man sie als gleichrangig in Bezug auf das Substantiv betrachtet. Wenn das betretene Schweigen lange anhielt, dann schreibt man ohne Komma. Mit Komma, wenn es betreten und lang anhaltend war.
Im Dativ Singular wird in den Formen ohne Komma das zweite Adjektiv oft schwach gebeugt: mit ausuferndem schiefen Gesang.

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