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Lesenotizen

David Mitchell: Der Wolkenatlas

Cloud Atlas ist eines dieser Bücher, das elegant den Spagat zwischen traditioneller Erzählung und ständiger Einbettung in Meta-Literatur und Selbstreflektion schafft. Die vielen kleineren, sich aneinanderreihenden Erzählformate erlauben verschiedene Stile und Formate, die Verknüpfungen sind mal mehr, mal weniger motiviert, nachvollziehbar und begründet – aber nie ärgerlich. Die Geschichten sind sehr stark aus literarischen Vorbildern abgeleitet, sie bilden ab und werden auch neu modelliert, es macht Spaß, ihnen von der Schifffahrt in der Südsee über die Zukunftsdystopie in ein Mad-Max-Setting zu folgen. Nichts ist ganz neu, aber alles funktioniert, wie es soll. Mitchell kann man hier vor allem als hervorragenden Handwerker mit profunden literarischen Kenntnissen und einer Liebe zum Erzählen erleben. Das Buch ist es in jedem Fall wert, gelesen zu werden. Auch wenn es mir weder in seiner Ästhetik noch seiner Poetologie als Werk von außerordentlichem Rang oder nachhaltiger Wichtigkeit erscheint, ist es sehr unterhaltsam, sich in die sich entfaltenden Welten zu begeben und diese zu erleben.

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