Wenn ich im Netz unterwegs bin, begegnen mir bei meinen Suchen immer mehr „deformierte“ Seiten, die im Seitentitel bzw. in der Trefferliste scheinbar genau die richtige Antwort auf meine Frage liefern – die Inhalte sind allerdings zusammenkopiert und zusammengeschrieben; schlechter, als das eine gute KI aktuell kann.
Denn es bleibt festzuhalten: Die KI-generierten Texte sind in der Regel qualitativ sehr gut, es gibt kaum oder sogar keine Rechtschreibfehler. Diese formale Makellosigkeit zeigt normalerweise schon an, wer den Text geschrieben hat. Auch inhaltlich ist in der Regel alles da, es erfolgt eine Art gewichtete Darstellung des Themas. Was ich damit meine, ist, dass die Texte in einer Art Allwissenheit geschrieben werden.
Begrenztes Wissen und menschlicher Fokus vs. „allwissende“ KI
Menschen gehen in der Regel punktueller und fokussierter an ein Thema heran, sie wissen einfach vieles nicht, was das Schreiben unter Umständen erleichtert. Gerade Blogartikel müssen in der Regel nicht in der Breite recherchiert und mit Fakten unterfüttert sein, es reicht, sich Aspekte eines Themas herauszugreifen, praktische Hilfe zu geben, zu zeigen, wie man etwas selbst gut macht. Und ich glaube, gerade dieses Selbstmachen ist eine enorm gute Möglichkeit, als Mensch sinnvolle Texte zu schreiben, die eine KI so schnell nicht hinbekommen wird.
Wenn ich Texte zum Thema „Garten“ lese, dann funktionieren viele der dort verbreiteten Tipps sehr wahrscheinlich nicht in meiner konkreten Situation. Oder ich lese etwas, das völlig konträr zu meinem eigenen Handeln ist, weiß aber, dass mein eigenes Handeln im Garten für mich immer Erfolg gebracht hat. Erdbeeren zum Beispiel soll man laut vieler Beiträge von Gartenwebsites nicht mit normalem Mischkompost düngen, weil sie lieber saure Böden mögen. Ich habe, ohne dies zu wissen, eine frisch angelegte Erdbeerpyramide mit einer Mischung aus Lehmboden und Mischkompost gefüllt. Im Juni leuchteten große, rote, saftige Früchte im Garten. Die Pflanzen wuchsen in der Pyramide, als gäbe es kein Halten mehr.
Erfahrungswerte in der echten Welt bleiben Menschen vorbehalten
Wenn eine KI einen Text zu diesem Thema schreibt, wird sie das nicht wissen können. Sie wird davon sprechen, dass Erdbeeren sauren Boden brauchen und sich Mischkompost nicht eignet. Sie kann nicht vor die Tür treten und eigene Erfahrungen machen. Aber genau diese eigenen Erfahrungen machen Ratgebertexte so wertvoll. Man kann und sollte eine eigene Meinung haben – es muss kein einseitiges Meinungsstück werden, man muss nicht krakeelen –, aber es ist genau diese Erfahrung, die ein Abweichen von der gängigen Meinung ermöglicht, die einen echten Mehrwert liefern kann.
Ich finde KI-Texte eigentlich immer furchtbar langweilig. Ja, sie haben recht, ja, sie sind okay geschrieben, aber sie haben eben keine eigene Meinung. Können sie ja auch nicht. Sie tragen zusammen, was sie an Meinungen in riesigen Datensammlungen gefunden haben. Für eine Art Potemkinsches Dorf reichen solche Texte aus: Der Blog ist mit Worten gefüllt, auch wenn sie eigentlich keinen richtigen Bezug zum Handeln der involvierten Menschen oder Unternehmen haben.
Deswegen haben vielleicht auch Videoformate mit Menschen aus handwerklichen Berufen so großen Zulauf: Sie arbeiten mit ihrer Erfahrung, sie haben in der Regel starke Meinungen und ihre Tätigkeit kann keine KI so schnell ersetzen. Weil es eben oft auch auf das eigene Erleben, das eigene Erlernte ankommt, was einem kein Textkanon aus den Weiten des Netzes so einfach liefern kann. Schon gar nicht, wenn die KIs dann noch beginnen, voneinander abzuschreiben.
Auf den Punkt
Das inhaltlich Unperfekte in menschlichen Texten könnte in Zukunft ein Qualitätsmerkmal sein: Mit einem Fokus auf die eigene Erfahrung und das eigene Erleben kann man einen Mehrwert liefern, der sich von der Masse automatisch generierter Texte abhebt, die in der Regel alle Ähnliches zu sagen haben.
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