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Mal eben kurz ums Haus

Werbeaufdrucke dürfen nicht zu lang sein, der Kunde soll auf einen Blick erkennen, was ihm geboten wird. Nicht immer gelingen solche Verkürzungen allerdings, und manchmal wird es sogar richtig kniffelig.

Rasen mähen, Treppen putzen, Hecken stutzen: Gerade in Mehrfamilienhäusern sind alle Dienstleistungen rund ums Haus meist an entsprechende Firmen ausgelagert. Damit sich am Ende niemand beklagt, dass Mieter X wieder nicht gefegt hat, und damit man sich im Zweifel auch qualifiziert beschweren kann: „Geld gegen Leistung, okay?“

Auto mit Beschriftung "Rund ums Haus" Lektorat Berlin

Einen Apostroph braucht es bei Verschmelzungen wie „ums, ins, aufs“ nicht

Einen Apostroph braucht es dabei nicht, denn in diesem Fall wird eine Präposition mit einem Verhältniswort verschmolzen: Alles rund um das Haus. In einigen Fällen ist eine solche Verschmelzung übrigens verpflichtend. Man sagt nicht: „Mir wird warm um das Herz. Um das Verrecken nicht“, sondern benutzt die verschmolzene Form. Weitere Verschmelzungen sind zum Beispiel: ins, aufs, durchs, hinters, unters.

So weit, so einfach. Aber jetzt.

Auto mit falscher Beschriftung "Rund ums Haus & Garten" Lektorat Berlin

Was fängt man an mit einem Satz wie: „Service rund um’s Haus & Garten“? Der Apostroph ist falsch, das haben wir ja eben schon gesehen. Auch das Et-Zeichen gehört nicht in das Motto. Und ums Garten? Nein. Man könnte schreiben: Alles rund um das Haus und den Garten. Aber dann wäre es mit der Kürze vorbei. Minimal kürzer, rechtschreibregelkonform, aber sprachlich äußerst unelegant: Alles rund ums Haus und um’n Garten. Und wenn man die Verschmelzung einfach wegließe? Die Verkürzung auf um klappt nur, wenn man sie wirklich räumlich meint: „Wir spazierten an diesem Nachmittag rund um Haus und Garten.“ Wenn man aber das Thema meint, dann muss man es auch erwähnen. Alles rund ums Thema Haus und Garten. (Was aber kaum die Aussage der Werbung sein dürfte.)

Kürze heißt eben auch, Ungeschriebenes mitzudenken

Wobei man – und das ist ja so ein bisschen das Wesen der Kürze – auch einfach beim Haus bleiben könnte. Wenn man über ein Aquarium voller Fische spricht, muss man das Wasser nicht extra erwähnen, die Fische können nicht in der Luft schwimmen. Zu jedem Haus gehört mindestens ein Grünstreifen, in der Regel ist aber auch ein größeres Stück Wiese vorhanden oder es gibt eine kleine Parkfläche. Von daher bleibt es am besten bei der kurzen Form: Alles rund ums Haus. Und den Garten denkt man sich einfach mit.

Beitragsbild: unsplash-logoLucas Gruwez
Fotos im Text: Christian Wöllecke

4 Antworten auf „Mal eben kurz ums Haus“

Ich danke Ihnen sehr für die freundlichen Worte und freue mich, dass Sie meine Artikel gerne lesen.

Herzliche Grüße

Christian Wöllecke

Hallo Herr Wöllecke,

ich bin gerade auf Ihre Seite gestoßen und sehr angetan.

Da ich auch ein bisschen mit Werbung zu tun habe, muss ich Ihnen sagen, dass aus meiner Sicht ein Werbekunde, der (auch oder hauptsächlich) Gartendienstleistungen anbietet – wie in Ihrem Fall in der Werbegrafik (Schubkarre) hinten auf dem Auto zumindest angedeutet -, von „Alles rund ums Haus“ wahrscheinlich nicht begeistert wäre, weil er dann befürchten müsste, mit einem reinen, sagen wir mal, haustechnischen Service verwechselt zu werden (die gibt es auch).

Warum nicht: „Alles rund um Haus und Garten“? (Ich würde hier sogar das „&“ tolerieren, wobei das „&“ ja noch beim Weglassen des Artikels hilft, weil es die Einheit „Haus &/und Garten“ vom Rest absetzt und so deren Eigenständigkeit betont.)

Und sowohl der Werbekunde als auch der Sprach-Fan wären zufrieden?

Beste Grüße
Jan-Peter Kunze

Hallo Herr Kunze,

herzlichen Dank für Ihren Kommentar.

Ich glaube, ich habe die Werbewirkung beim Schreiben des Artikels damals tatsächlich nicht so stark berücksichtigt. Mein Einwand lautet, dass man bei der von Ihnen vorgeschlagenen Lösung das Thema meint. Also elliptisch, auslassend: Alles rund um [das Thema] Haus und Garten. Wahrscheinlich würde das aber als praktisch-pragmatische Lösung nicht weiter ins Gewicht fallen.

In diesem Sinne würde ich immer dafür plädieren, eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten gut leben können. Wenn der Garten mit erwähnt werden soll, um die Leistung zu betonen, würde ich micht nicht querstellen.

Das ist auch wieder ein gutes Beispiel dafür, warum das Lektorat (und sicher auch die Werbung) so individuell und subjektiv sind: Sie müssen immer die Wünsche der Sender und die Rezeption der Empfänger mit berücksichtigen und dann einen Konsens finden.

Herzliche Grüße

Christian Wöllecke

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