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Know-how Rechtschreibung

Wörter mit ß – so schreiben Sie sie korrekt

Den verstauchten Fuß im Fluss kühlen – so angenehm. Das gegenteilige Gefühl empfinden viele Menschen, wenn sie entscheiden müssen, ob Wörter mit ß oder mit zwei „s“ geschrieben werden. In meinem Blogartikel erkläre ich, wie sich die unterschiedlichen Schreibungen leicht merken lassen.

Wörter mit „ß“ haben einen langen Vokal

Relativ leicht verinnerlichen lässt sich die Schreibung, wenn Sie sich an der Aussprache der Vokale orientieren. Vokale, das sind die Buchstaben a, o, u, e, i. Wörter, die mit einem dieser Vokale geschrieben werden, enthalten ein „ß“, wenn der Vokal lang gesprochen wird. Fuß oder Muße werden mit langem „u“ gesprochen, Fluss oder Fussel mit kurzem „u“. Ein Kreuzfahrtschiff hat viel Masse und ist deshalb schwer, ein Schneider braucht korrekte Maße, damit er passende Kleidung schneidern kann. Deshalb gibt es auch nur noch dass und nicht mehr die Schreibweise daß. Auf alle Wörter, die nur mit einem „s“ geschrieben werden, treffen diese Regeln nicht zu. Bei Rasen oder Mus gibt es die Frage nach dem „ß“ deshalb nicht, auch bei einem das mit nur einem „s“. Wie Sie dass von das unterscheiden, erfahren Sie übrigens in in meinem Blogartikel Dass oder das – Regeln und Beispielsätze.

Anbei noch einige weitere Beispiele für die Unterscheidung zwischen lang und kurz gesprochenem Vokal:

  • Kurz gesprochen: Posse, Russe, lassen, Rassel, Ross, vermissen, Lasso, Riss, iss!
  • Lang gesprochen: Ruß, saßen, Buße, maßvoll, er aß, sie hieß, ich vergaß!

Wörter mit zwei direkt aufeinanderfolgenden lang gesprochenen Vokalen werden mit „ß“ geschrieben

Nach einer weiteren Regel wird ein „ß“ geschrieben, wenn zwei direkt nebeneinanderstehende Vokale, sogenannte Dipthonge („Doppellaute“), lang gesprochen vor einem Doppel-s stehen. Also zum Beispiel außen, heißen, Meißen. Deswegen wird aus „reißen“ „rissen“, denn es handelt sich in der Vergangenheitsform von „reißen“ nur um einen kurz gesprochenen Vokal. Bei lässig stehen hingegen zum Beispiel zwei „s“.

Bei Wörtern mit einem „s“ ändert sich hingegen auch bei zwei aufeinanderfolgenden Vokalen nichts. Wir weisen und reisen, wir liefen und riefen, bis wir es am Ende ließen.  

Ausnahmsweise „ss“ statt „ß“?

Wenn Sie das „ß“ am liebsten ganz umgehen würden, könnten Sie in die Schweiz ziehen. Dort wird tatsächlich konsequent auf das „ß“ verzichtet. Ansonsten gilt die Regel, dass das „ß“ dort ersetzt werden kann, wo die Tastatur oder die gewählte Schriftart die Schreibung ein „ß“ nicht zulässt. Im normalen deutschen Großraumbüro bzw. am Arbeitsplatz zu Hause dürfte das eher selten der Fall sein. Lange Zeit gab es kein großes „ß“ in Schriftarten, weshalb man bei Überschriften in Versalschrift, wenn Wörter durchgängig in Großbuchstaben geschrieben werden, das „ß“ durch „ss“ ersetzte. Das ist teilweise noch immer üblich, aber die meisten Schriftarten integrieren nach und nach das große „ß“, sodass es auch in REIẞERISCHEN Überschriften stehen kann.

Auf einen Blick

Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie „ß“ oder „ss“ schreiben sollten, schauen Sie sich die Vokale a, o, u, e, i an, die einzeln oder als Doppellaut (ü, ä, ö) direkt davor stehen. Werden die Vokale lang ausgesprochen, folgt ein „ß“, bei kurzer Aussprache „ss“: Ich genoss bloß den Tross in anmaßend müßigen Stunden.

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