Ran an den Duden
Als die Frage aufkam, habe ich gleich gewusst, dass ich das Thema nachschlagen muss. Ich bin regelmäßig Opfer von fälschlich erlernter Umgangssprache wie auch eingeschliffenen, falschen Schreibungen. So habe ich ewig evt. statt evtl. abgekürzt. Aber das ist eine andere Baustelle …
Bei der Frage nach dem Fenster geht es darum, dass auf oder offen in Verbindung mit Verben für bestimmte Vorgänge oder aber für bestimmte Ergebnisse stehen. Sie sind also eigentlich nicht austauschbar. Offen stehen, offen bleiben, offen sein – diese Wendungen drücken Zustände oder Ergebnisse aus (die Getrenntschreibung ergibt sich aus dem tatsächlichen Zustand; zusammengeschrieben würde offenstehen zum Beispiel im übertragenen Sinne. In diesem Unternehmen gab es so viele Türen, die Dir offenstanden …).
Hingegen geben aufgehen, aufplatzen, aufbrechen Vorgänge und Tätigkeiten wieder.
Darum habe ich im BWL-Studium die Begriffe deskriptiv und normativ auswendig lernen müssen
Wenn ich eben eigentlich schrieb, gibt es bei all dem natürlich wieder einen Unterschied zwischen Lehrmeinung und praktischer Anwendung. Wie soll es sein, wie ist es wirklich? Der Duden weist darauf hin, dass die Unterscheidung umgangssprachlich zu großen Teilen aufgehoben sei. Auf und offen stehen dabei beide für den erreichten Zustand: Das Fenster ist auf bzw. es steht offen.
In Fällen wie diesen kann einem zwar ein Licht aufgehen (und nur auf), aber die korrekte Anwendung bzw. das penibel beachtete Trennen von auf und offen, wird am ehesten in einem kleinen Kreis Gleichgesinnter Anerkennung finden. Ob die breite Leserschaft damit zu beeindrucken ist, darf bezweifelt werden. Immerhin taugt das Wissen um die richtige Verwendung aber als kleines dozierendes Lehrstück in der Mittagspause, beim abendlichen Smalltalk auf der WG-Party oder um dem geneigten Nachtlinienbusfahrer bei der nächtlich-morgendlichen Heimfahrt die Fahrt ein bisschen zu versüßen …
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