Wann setzt man ein Semikolon, wann verwendet man ein Semikolon?

Semikolon: weder Komma noch Punkt. Wann sollte man es setzen?

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Das Semikolon – auch Strichpunkt genannt – macht sich in vielen deutschen Texten rar. Und das nicht nur, weil es für Augenrollen bei allen Freunden fester Regeln sorgt. Darum will ich heute darüber schreiben, wann man ein Semikolon setzen kann. Am schnellsten informiert wie immer die Zusammenfassung am Karacho-Montag. Allen anderen sei der gesamte Text empfohlen.

Eins vorweg: Wer darauf hofft, dass man etwas völlig Verbindliches über das Semikolon sagen kann, wird enttäuscht. Das Semikolon ist ein Zwitter aus Komma und Punkt. Es schiebt sich ein wenig aus dem Regelkanon der deutschen Sprache. Das Semikolon kann freier als andere Satzzeichen verwendet werden, es trennt stärker als ein Komma, aber schwächer als ein Punkt. Dagegen ersetzt es nicht die Gedankenstrich. Bevor ich trotzdem ein paar Empfehlungen gebe, wie man das Semikolon benutzt, hier noch ein wenig Wissen für den nächsten Party-Small-Talk. „Wusstest du übrigens, dass ein Semikolon wie das Komma zwei Pluralformen hat? Ja … tatsächlich, Semikolons oder Semikola.“

Wann sollte man ein Semikolon setzen – Einsatzgebiet eins: Aufzählungen

Völliges Chaos herrscht beim Thema Semikolon aber trotzdem nicht. Es ist sehr gut dazu geeignet, in längeren Aufzählungen einzelne Sinneinheiten abzutrennen: In unserem Geschäft verkaufen wir Hamster, Meerschweine, Hasen; Sittiche, Papageien, Zebrafinken; Schnappschildkröten, Landschildkröten und Sumpfschildkröten. Besonders umfangreiche Aufzählungen werden in solchen Portionen leichter lesbar. Noch deutlicher wird dies, wenn Verben fehlen:
Teilnehmer von links nach rechts: Herr Meyer, Herr Müller, X AG; Frau Nadel, XY GmbH; Frau Müller, Herr Schnabel, XYZ AG

Wann man ein Semikolon noch verwenden kann – Einsatzgebiet zwei: gleichrangige Teilsätze

Gleichrangige Teilsätze, also zum Beispiel Hauptsätze, lassen sich mit dem Semikolon voneinander abgrenzen, wenn die Trennung mit einem Punkt zu deutlich wäre. Dabei bezieht man sich vor allem auf die inhaltliche Zusammengehörigkeit von Hauptsätzen. Da das Semikolon einen nebenordnenden Zweck erfüllt, also gleichwertige Satzteile verbindet, trennt es nie Haupt- und Nebensätze.

Ich fuhr nach Berlin; meine Tante aber fuhr nach Prag.

Ich kaufte eine Schnappschildkröte; später kaufte ich mir eine Sumpfschildkröte hinzu, die allerdings bald davonschwamm.

Zudem wird das Semikolon bei Anschluss mit Konjunktionen oder Adverbien wie deswegen, deshalb, daher, denn, doch, darum verwendet.

Ich kaufte eine Schnappschildkröte; deshalb hatte ich bald rote Fingerspitzen. Im Büro haben wir quergelüftet; deswegen habe ich mich erkältet.

Scheinbar überflüssig, selten gebraucht: Wer trotzdem für das Semikolon einsteht

Wie die Beispiele zeigen, ist das Semikolon eine ziemlich optionale Angelegenheit; was darin mündet, dass man es im Lektorat nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Man kann also durchaus die Frage stellen, warum man ein Semikolon setzen sollte bzw. warum es überhaupt benutzt wird. Die strukturierende Funktion ist vielleicht noch am stärksten in der Trennung bestimmter Elemente einer Aufzählung zu erkennen. Gerade bei Aufzählungen in Bildunterschriften oder Datenblättern kann ein Semikolon das Lesen erleichtern. Für das Semikolon als Zeichen intellektueller Wahlfreiheit im Schreibprozess tritt ein kurzer Artikel von Johannes Waechter in der „Süddeutschen Zeitung“ ein. Eine weitere Hommage auf das Semikolon mit historischer Erläuterung stammt von Kathrin Klette und ist in der „NZZ“ erschienen.

Diesen Artikel habe ich am 4. April 2016 veröffentlicht und am 28. November 2018 überarbeitet und erweitert.

Harte Fakten: Die Zusammenfassung am Karacho-Montag

Das Semikolon trennt stärker als ein Komma und schwächer als ein Punkt. Man sollte es in folgenden Fällen setzen:

  • Sinneinheiten in Aufzählungen: Wir lieben Brezeln, Sauerkraut, Kartoffeln; Pasta, Pizza, Lasagne; Baguettes, Croissants und Coq au vin.
  • Trennung von gleichrangigen Sätzen: Ich glaube, ich sehe den Zug jetzt kommen; heute ist er spät dran.
  • Satzanschluss über Konjunktionen wie deshalb, deswegen, daher, dennoch, doch: Der Zug war unpünktlich; deswegen kommen wir zu spät.

 


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