Das Bild zeigt eine auf eine Werbetafel geschriebene Beleidigung ohne jede Form von Grammatikkenntnissen.

Schrägstriche, Abkürzungen, Infinitivkommasetzung: Fünf Fehler, die beim Korrigieren immer wieder auftauchen

von

in

Schokolade und gefärbte Eier habe ich immer gern gesucht. Vielleicht kommt daher auch der Drang, Fehler im Lektorat aufzuspüren. Und das sogar ganzjährig. Anders als oben ist es nicht unbedingt die Grammatik, die vielen Menschen Probleme bereitet. Fünf Beispiele, denen man als Lektor häufiger begegnet, habe ich für diese Karacho-Ostermontagsausgabe kurz aufbereitet und mit Erklärungen versehen.

1. Der Schrägstrich

Der Duden beschreibt ihn als „von rechts oben nach links unten verlaufender Strich zwischen zwei Wörtern oder Zahlen zum Ausdruck einer Alternative oder einer Zusammengehörigkeit“. Der Schrägstrich, der nur im weitesten Sinne ein Satzzeichen ist, wirft oft folgende Frage auf: mit oder ohne Leerschritt? Tatsächlich gibt es dazu keine verbindlichen Regeln. Empfohlen wird häufig die Verwendung ohne Leerschritte zwischen zwei Einzelwörtern und mit Leerschritten ab jeweils zwei Wörtern bzw. Wortgruppen. Also: Welpe/Hund aber geeignet für alle Kätzchen / für manche Katzen. Auch dies ist jedoch nur eine mögliche Empfehlung; aufgrund der Einheitlichkeit entferne ich zum Beispiel generell alle Leerschritte bei Schrägstrichen.

Das Bild zeigt ein Firmenschild auf dem der Schrägstrich einmal mit und einmal ohne Leerschritte verwendet wird.
In der Regel gibt es bei Schrägstrichen keinen Leerschritt. Falsch ist er nicht. Auf Einheitlichkeit sollte man jedoch schon achten. Und ja: Der Bindestrich in der obersten Zeile ist eigentlich auch unnötig – und in jedem Fall zu lang.

2. Leerschritte bei Abkürzungen und Auslassungspunkten

Wo wir gerade beim Thema Leerschritte sind: Diese sind auch in Abkürzungen wie z. B. oder e. V. zu finden. Die Abstände bleiben dabei einfach so, als wäre das Wort ausgeschrieben. Oder Ähnliches wird u. a. auch auf diese Weise abgekürzt: o. Ä. Auch Auslassungspunkte werden, egal ob am Anfang, in der Mitte oder am Ende, immer mit Leerschritt zum Wort gesetzt … Die richtige Leerschrittverwendung bei Gedanken- und Bindestrichen habe ich übrigens letzte Woche im Blog beschrieben.

3. Einheitlichkeit von Schreibungen

Mit Hilfe der Geografie und meiner Hrsg. wollte ich es noch mal wissen. Nein, aus dem Lektor wird an dieser Stelle kein im Sachbuchverlag erscheinender Reiseratgeber. Überhaupt bleibt der Inhalt hier völlig auf der Strecke. Spätestens wenn ich den folgenden Satz schreibe: Mithilfe der Geographie und meiner Hg. wollte ich es nochmal wissen, wird klar, worauf ich hinauswill.
Des Öfteren gibt es in der Rechtschreibung zwei oder mehr zulässige Schreibungen. Im Lektorat einigt man sich meist vorab auf eine Variante, ich richte mich nach den Empfehlungen des aktuellen Dudens. Wichtig ist aber, dass man eine einheitliche Schreibung wählt. Gerade in den Literaturverzeichnissen wissenschaftlicher Arbeiten finden sich häufig die Schreibweisen Hg. und Hrsg. auf ein und derselben Seite. In Fließtexten gibt es dafür häufig andere Fehlerpotenziale (Fehlerpotentiale), z. B. das Wort selbstständig (selbständig).

4. Komma bei eingeschobenen Infinitivgruppen

Eine von vielen möglichen Kommaproblematiken soll an dieser Stelle ins Licht gerückt werden. Bei einfachen Infinitivkonstruktionen mit zu ist die Kommasetzung freigestellt: Sein Wunsch[,] nach Berlin weiterzufahren[,] war endgültig passé (oder passee). Die generelle Empfehlung lautet hier, dass Kommas gesetzt werden sollten, um Sätze zu strukturieren und Missverständnisse zu vermeiden. Gerade bei kurzen Infinitivsätzen ist das Weglassen aber durchaus möglich. Egal wie man sich entscheidet: Bei eingeschobenen Wortgruppen ist es wichtig, dass man sich auch für Einheitlichkeit entscheidet: Wird das erste Komma gesetzt, muss auch das zweite gesetzt werden, und umgekehrt. Also: Ich glaubte, zu gewinnen, und freute mich schon oder Ich glaubte zu gewinnen und freute mich schon.

5. Jahresangaben nach englischsprachigem Vorbild? In 2016/Im Jahr 2016

Heiß umstritten ist unter Lektorinnen und Lektoren die Schreibung in 2016. Nicht zuletzt, weil im Jahr 2016 nicht wesentlich umständlicher ist. Viele sprechen sich darum konsequent dagegen aus, diese Schreibung in Texten zu akzeptieren. Einige der Kolleginnen sind pragmatischer und behalten die Schreibung in Texten/Bereichen bei, in denen sie bereits als akzeptiert und alltäglich gilt: in Wirtschafstexten wie Jahres- und Konzernabschlüssen zum Beispiel. Ich bin (inzwischen) im Lager der Pragmatiker. Man kann und will seine Unternehmenskunden ohnehin nicht erziehen. Anders sieht die Sache vielleicht in der Zusammenarbeit von Lektor und Autor aus.

Die Mehrzahl der hier vorgestellten Fälle hat also etwas mit den Möglichkeiten von Rechtschreibung und ihrer konstanten Verwendung zu tun. Dafür muss man die Regeln und Alternativen kennen. Das ist auch für mich ein Feld, in dem ich mich regelmäßig bewegen muss, um auf dem Laufenden zu bleiben. Niemand hat immer alles im Kopf und darum sitzt man als Lektor/-in oft genug vor einschlägiger Literatur zum Thema. Nicht zuletzt sind viele der Konventionen schlicht vereinbart und verabredet: Verschiebungen und Veränderungen bleiben nicht aus, das ist schon immer das Wesen der Sprache gewesen, auch bevor es einen Begriff wie Globalisierung gab. Ich halte es darum für die Aufgabe eines guten Lektors, stets eine Balance zwischen Öffnung und Abschließung zu finden, wenn es um die Veränderungen im Bereich der Sprach- und Rechtschreibregeln geht.

Harte Fakten: Die Zusammenfassung am Karacho-Montag

1. Bei Schrägstrichen keine Leerschritte: Katze​/​Hund​/​Meerschwein.
2. Dagegen Leerschritte bei Abkürzungen und Auslassungspunkten: e. V., z. B.;
Ich wollte nur … ach nichts. Schon gut …

3. Einheitlichkeit: Geografie, noch mal, potenziell oder Geographie, nochmal, potentiell.
4. Bei eingeschobenen Infinitivwortgruppen entweder keine oder beide Kommas setzen: Er glaubte, zu wissen, worum es in der Zusammenfassung ging, aber dem war nicht so.
5. Die dem Englischen entlehnte Formulierung in 2016 ist im Wirtschaftsbereich inzwischen üblich und muss dementsprechend, je nach Kontext, kein Fall für die Korrektur sein.

 

Um das Semikolon kümmert sich der nächste Karacho-Montag. Bleiben Sie dran: Der Newsletter informiert regelmäßig über neue Beiträge.


Kommentare

2 Antworten zu „Schrägstriche, Abkürzungen, Infinitivkommasetzung: Fünf Fehler, die beim Korrigieren immer wieder auftauchen“

  1. Wirklich? Bei Schrägstrichen sind Leerzeichen optional, bei Abkürzungen aber nicht? Warum liest man dann überall „z.B.“, „u.s.w.“? Und heißt es nicht „Kommata“ statt „Kommas“? Aber ich seh schon … Mal wieder ist beides möglich! Was für eine verbindliche Unverbindlichkeit! Oh Grammatik, du arme geschundene Hure der Bequemlichkeit.

    1. Ja, bei Abkürzungen sind Leerzeichen nicht optional. Aus zum Beispiel wird abgekürzt z. B. Das Leerzeichen bleibt. Warum es trotzdem viele Leute zusammenziehen, weiß ich nicht. Aber man sieht es häufig, das stimmt. Und so weiter wird interessanterweise aber usw. abgekürzt, da tritt die Problematik gar nicht ein. Beim Schrägstrich mag es daran liegen, dass er „kein Satzzeichen im engeren Sinne ist“. So steht es jedenfalls in meiner Duden-Ausgabe Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen. Was die Kommata überhaupt angeht: Man kan beides schreiben laut Duden. Also, verbindlich unverbindlich würde ich sagen!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert