Komma infinitv mit zu Lektorat Text Berlin

Komma beim Infinitiv mit zu: Wann wird es gesetzt?

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Dieser Beitrag beleuchtet die Kommasetzung bei Infinitivgruppen. Wann steht eigentlich bei einem Infinitiv mit zu ein Komma? Wann steht kein Komma beim Infinitiv mit zu? Sie erfahren auch, warum ich beim Lektorieren des Textes des Beitragsbildes lieber ein Komma gesetzt hätte.

Infinitivgruppen und Kommas

Der Vorgang, Infinitivgruppen mit Kommas abzutrennen, orientiert sich im Kern ein bisschen am ganz frühen Werbeverhalten in Liebesdingen: dem Zettelchen mit Ankreuzmöglichkeit. Mit den drei möglichen populären Antwortkästchen Ja, Nein, Vielleicht kommt man auch bei den Infinitiven weiter. Weiß nicht ist zumindest in diesem Beitrag keine Option.

Komma beim Infinitiv mit zu: Ja, ich will ein Komma bei Infinitivgruppen setzen

Infinitivgruppen, die durch ein Komma abgetrennt werden müssen, werden durch als, anstatt, außer, um, ohne, statt eingeleitet. „Ich ging lieber ins Kino, statt etwas über Kommas zu lesen.“ Auch Verbindungen mit einem Substantiv fordern ein Komma: „Es bereitet mir Kummer, dir zuzuhören. Mein Wunsch ist, dich zu verlassen.“

Schließlich gibt es auch hinweisende Wörter, die den Infinitiv ankündigen oder wiederaufnehmen. Auch diese Verbindungen werden mit Kommas abgetrennt. Natürlich denke ich daran, dir morgen zu schreiben. Es macht mir nichts aus, auf dich zu warten. Auf dich zu warten, das ist mein größtes Vergnügen. (Hinweisende Wörter sind u. a.: daran, darum, darauf; es, das, dies.) In all diesen Fällen steht verpflichtend ein Komma vor dem Infinitiv mit zu.

Infinitiv mit zu: Nein, ich will kein Komma setzen

Es gibt auch Fälle, in denen kein Komma gesetzt werden darf.

Dies betrifft zum Beispiel Sätze, in denen die Infinitivgruppe in eine verbale Klammer einbezogen ist: Er hat nicht anzurufen gewagt. Ich will dir dieses Beispiel zu erläutern versuchen. Ebenfalls kein Komma setzt man, wenn ein Hauptsatz umschlossen wird. Dies geschieht bei der sogenannten Spitzenstellung. Aus dem Satz Ich bitte Sie[,] mir dieses Geld zu überweisen wird in Spitzenstellung: Dieses Geld bitte ich Sie mir zu überweisen. Die Spitzenstellung findet sich häufig in Geschäftsbriefen und wirkt relativ steif. Auch bei Verschränkung mit dem Begleitsatz wird kein Komma gesetzt. Also: Er wagte nicht[,] das Auto zu nehmen aber Er wagte das Auto nicht zu nehmen.

Hängt der Infinitiv von einem Hilfsverb ab, wird ebenfalls kein Komma gesetzt, denn die Verbindung bildet das Prädikat des übergeordneten Satzes. Dies betrifft Verben wie sein, pflegen, brauchen, haben, scheinen; sowie drohen (Gefahr laufen) und versprechen (den Anschein erwecken), vermögen, verstehen und wissen (im Sinne von können). Er war nicht einzuschüchtern. Wir haben zu danken. Er schien kein Interesse zu haben. Er drohte abzustürzen. Ich vermochte es nicht zu verhindern. Mit anderen Verben wie anfangen, aufhören, bitten, denken, fürchten etc. kommen wir übrigens direkt zum dritten und letzten Kästchen.

Ich will … vielleicht … ein Komma setzen …?

Bei anfangen und den anderen Verben ist nicht klar, ob sie sich der Infinitivgruppe als Hilfs- oder Vollverben anschließen. Darum ist die Kommasetzung freigestellt. Man entscheidet danach, ob man die Personalform als eigenständig ansieht (mit Komma) oder die enge Zusammengehörigkeit von Personalform und Infinitiv betont: Lass uns anfangen ihn zu suchen. oder Lass uns anfangen, ihn zu suchen.

Generell gilt diese Freiheit der Kommasetzung für alle bloßen Infinitive mit zu. Kommas sollte man setzen, um Sätze zu strukturieren oder (vorübergehende) Missverständnisse beim Lesen zu vermeiden. Dabei ist auch Länge der Wortgruppe entscheidend. Ich beschloss[,] zu gehen. Aber: Ich beschloss, mit meinen vielen Freunden noch auf ein paar wenige Bierchen und Erdnüsse in unsere Lieblingspilskneipe zu gehen.

Wie im Kommentar durch „Klausens“ bemerkt, sind die Kommas im folgenden Satz verpflichtend (ich hatte sie zuerst als optional dargestellt), da die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhängt: Sein Wunsch, mich zu sehen, war maßlos. Ist die Infinitivgruppe eingeschoben, muss man darauf achten, entweder beide Kommas oder gar keins zu setzen. Dazu habe ich auch schon etwas in einem anderen Beitrag geschrieben.

Im Einleitungstext des Deutschlandfunks wäre ein Komma – an sich – günstig, damit man beim Lesen nicht stolpert: Es käme derzeit gut an, sich … Schließlich legen journalistische wie auch Werbetexte Wert auf Verständlichkeit und gute Lesbarkeit. Zwingend ist das Komma natürlich trotzdem nicht.

Häufig bieten Infinitivgruppen also die Möglichkeit, sich bei der Kommasetzung ganz frei zu entfalten. Man muss gar nicht fest zu- oder absagen. Und Menschen, die ganz klare Nein-Regeln wollen, könnten die Nichtkommasetzung durch bestimmte Wortstellungen oder die Abhängigkeit von Hilfsverben sogar gezielt herbeiführen. Explizit werden Kommas hingegen bei hinweisenden Wörtern oder Subjektivbezug gesetzt. Bloß ob man das alles im Kopf behalten kann und will? Genau wie es die Zettelwirtschaft in Liebesdingen war, kann es sehr hin und wieder sehr anstrengend sein, beim Infinitiv mit zu ein Komma. Nachschauen lohnt sich immer wieder.

Auf einen Blick

Komma bei Infinitiv mit zu zwingend: Bei einleitenden Wörtern wie als, anstatt, außer, um, ohne, statt, bei hinweisenden Wörtern der Einleitung oder Wiederaufnahme – daran, darum, darauf, es, das, dies – und bei Substantivbezug. Er versagte, anstatt zu überzeugen. Sie dachte nicht im Traum daran, zu erscheinen. Es ist mein Wunsch, bei dir zu sein.

Kein Komma bei Infinitiv mit zu: Bei bestimmten Wortstellungen: (1) Verbale Klammer, (2) Spitzenstellung, (3) Verschränkung mit dem Begleitsatz: (1) Sie hat nicht zu singen verstanden. (2) Den Brief beschloss er sofort zu versenden. (3) Sie wagte den Brief nicht zu versenden.
Bei Abhängigkeit von bestimmten Hilfsverben (sein, haben, brauchen, pflegen, scheinen) und der Wendung es gibt. Wir brauchen sie nicht anzurufen. Es gibt nicht genug zu tun.

Infinitiv-Komma fakultativ: Bei allen einfachen Infinitivformen mit zu. Man setzt Kommas, um Missverständnisse zu vermeiden oder Sätze zu strukturieren, insbesondere bei langen Wortgruppen. Also: Ich freue mich später Bier zu trinken. Ich freue mich, später in meiner Lieblingskneipe in der Wiclefstraße mit meinen Freunden Ole, Klaus und Heidi bei guter Musik Bier zu trinken.


Kommentare

12 Antworten zu „Komma beim Infinitiv mit zu: Wann wird es gesetzt?“

  1. ACHTUNG: >>Sein Wunsch[,] mich zu sehen[,] war maßlos.<>(Satzwertige) Infinitivgruppen werden unter den folgenden Bedingungen immer durch Komma abgetrennt:<>Die Infinitivgruppe hängt von einem Substantiv ab.

    Mein Vorschlag, ins Kino zu gehen, wurde verworfen.
    Er gab uns den Rat, erst einmal in Ruhe zu überlegen.
    Ich war nicht in der Lage, mich wieder zu beruhigen.<<

    1. Sie haben recht. Danke für den Hinweis.

  2. Im Beispiel (in der Zusammenfassung):
    „Es war krank, daran gab es nichts zu rütteln.“
    steht das Komma nicht, weil eine Infinitivgruppe auf ein hinweisendes Wort folgt.
    Die Infinitivgruppe ist hier „nichts zu rütteln“, und sie wurde (korrekterweise) auch nicht durch ein Komma abgetrennt.
    Das Komma steht (wiederum korrekterweise) einfach zwischen zwei Hauptsätzen (man hätte sie auch durch einen Punkt trennen können), und das „daran“ verweist nicht auf den Infinitv, sondern auf das Kranksein (Frageprobe: „Woran… ?“).

    1. Geändert. Danke für den Hinweis.

  3. Er freut sich [,] ins Kino gehen zu dürfen.

    Ist das Komma hier fakultativ oder obligatorisch?
    Und welche Art von Infinitivgruppe liegt hier vor?
    (Subjunktion, Nomen oder Hinweis?)

    1. Das Komma ist in diesem Fall fakultativ!

      Viele Grüße

      Christian Wöllecke

  4. Danke für die ausführliche und gute Übersicht. Ich habe sie jetzt drei Mal gelesen und weiß leider aber immer noch nicht, ob bei dem Satz: „Nun begannen die kleinen Vögel, auch um Maria zu kreisen.“ das komma weggelassen werden kann oder muss … Im Endeffekt entscheide ich nach Gefühl, dass der Satz mit Komma besser lesbar ist, aber mich würde Ihre Meinung dazu interessieren.
    :) Danke im Voraus,

    1. Hallo, das Komma muss kann gesetzt werden. Dies ergibt sich allerdings nicht aus dem wie zuerst von mir fälschlich angemerkten „um“ (siehe den Kommentar von Melanie Groos). Hier wäre das Komma nur verpflichtend, wenn „um“ als Konjunktion stünde. Da dies in diesem Beispiel nicht der Fall ist, bleibt es bei der fakultativ möglichen Kommasetzung.

  5. Danke für Ihre Ausführungen. Nun bin ich aber noch etwas ratlos, was in Sätzen wie diesem zu tun ist: „Einen Container vollzupacken(,) erfordert Sorgfalt und Präzision.“ Ich habe als Kind mal gelernt, dass man dort ein Komma setzt, weil man „dies“ oder „das“ einsetzen könnte. Wie verhält sich das heute?

    1. Hallo, die Infinitivgruppe vertritt hier hier ist das Subjekt in Spitzenstellung. (Was erfordert Sorgfalt und Präzision? Einen Container vollzupacken.) Das Komma ist nicht verpflichtend, wenn das hinweisende Wort (dies, das) nicht im Satz steht. Also: Einen Container vollzupacken[,] erfordert Sorgfalt und Präzision. Aber mit hinweisendem Wort: Einen Container vollzupacken, das erfordert Sorgfalt und Präzision. Herzliche Grüße!

  6. Ich sehe das anders: Bei dem Beispiel von Eva Kanzelbach muss das komma nicht gesetzt werden, sondern es ist fakultativ.

    In dem Satz: „Sie begannen um Maria zu Kreisen.“ ist das Wort „um“ keine Konjunktion, sondern eine Präposition wie „über“, „neben“ „auf“ etc.
    Es könnte auch heißen :“Sie begannen über Maria zu kreisen.“ Hieraus wird ersichtlich, dass das Komma fakultativ ist!
    VG

    1. Ja, ich stimme Ihnen zu, das „um“ nimmt hier tatsächlich nicht die Rolle einer Konjunktion ein, das Komma ist also fakultativ, wie Sie sagen.

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