Bescheid geben: man schreibt „Bescheid“ immer groß
Um es so kurz zu machen, wie die Nachricht, die Sie eben versenden wollen: Sie haben Glück. In diesem Fall gibt es kein Hin und Her, keine Kann-Möglichkeiten, keine Auch-Schreibung. All die Dinge, die ich in vielen anderen Beiträgen differenzieren oder einschränken muss, kann ich mir an dieser Stelle sparen. Ob man Bescheid gibt oder einen Bescheid erhält, ob Sie noch schnell Bescheid sagen oder fürs Bescheid sagen danken – es wird nie bescheid, nie klein geschrieben.
Eine eventuelle Verwirrung ist allerdings nur zu verständlich. Schließlich schreibt man Substantivierungen zusammen, wie zum Beispiel das Kirschenessen. Das Substantiv Bescheid wird allerdings immer groß und getrennt geschrieben.
Schön, keine Ausnahmen, ob Sie nun einen Steuerbescheid oder einfach Bescheid erwarten
Vermutlich liegt die strikte Getrennt- und Großschreibung auch bei der Substantivierung in der Wortart begründet. Denn man erhält den Bescheid des Finanzamtes (hier denkt man am ehesten an ein Schriftstück), und man erhält Bescheid, wenn die Ergebnisse da sind (man wird also unterrichtet; jemand meldet sich). Auch wenn sich die inhaltliche Bedeutung unterscheidet, bleibt das Wort dasselbe. Es gibt nicht „den Bescheid“ auf der einen Seite und „das bescheid“ in einem anderen Kontext. Allerdings hat das Wort eine lange Geschichte im Deutschen. Es taucht schon im Grimmschen Wörterbuch auf, abrufbar über das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache. Dort geht es beispielsweise auch um abgewiesene Verehrer: „ob si schon ains oder zweimal ihren liebhabern abschlegigen beschaid gegeben. Wirsung Cal. H 3ᵃ“
Bescheidenheit ist eine Zier
Die Doppelstellung des Bescheids drückt sich übrigens auch in dem Verb bescheiden aus. Denn man kann bescheiden sein, man kann sich ebenfalls bescheiden. Man gibt sich dann sozusagen aktiv mit einer bestimmten Sache zufrieden. Nicht zuletzt kann ein Gesuch abschlägig beschieden werden. Das tun dann aber am ehesten Ämter, für die diese Art der Formulierung ganz offensichtlich erst erfunden wurde.
„Bescheid geben“ wird großgeschrieben
Nun können Sie also anderen besserwisserisch Bescheid geben. Und dürfen darauf hoffen, dass Sie viele Menschen erreichen. Denn Gewohnheiten verfestigen sich, auch beim Sprachgebrauch. Hin und wieder gibt es die Tendenz, die Waffen zu strecken und eine stark genutzte, aber falsche Form durch eine Anpassung der Regeln salonfähig zu machen. Sie wollen Beispiele für Schreibweisen, die auf dem besten Weg zu einer solchen „Adelung“ sind? Leerzeichen aller Art zum Beispiel. Inkorrekte Schreibweisen wie „CO2 neutral“ ohne Bindestrich oder „Basis Müsli“ sind inzwischen ebenso fest im schreiberischen Repertoire angekommen wie die falsche Schreibung „Herzlich Willkommen“ (richtig wäre CO2-neutral, Basismüsli und Herzlich willkommen). Also, am besten geben Sie Bescheid, solange die eben erlernte Schreibung noch die richtige ist. Falls sich dahingehend etwas ändert, erfahren Sie es hier auf meinem Blog.
Titelbild: Wynand van Poortvliet on Unsplash
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