Du klein oder groß? Die verschiedenen Formen der Anrede
Mit der Frage nach der Anrede bewegen wir uns in einem Terrain, das sehr stark durch Mündlichkeit geprägt ist. Das intendiert schon der Begriff – man „redet jemanden an“.
In der Vergangenheit war die Unterscheidung dabei relativ klar: Menschen aus dem privaten Umfeld, die man gut kennt, kann man duzen; unbekannte Menschen oder solche, mit denen man in einem formellen Kontext zusammentrifft, siezt man. Zu einem guten Freund sagt man beim Bier in der Kneipe du, zum Chef vielleicht eher Sie, auch wenn man beispielsweise gemeinsam in einem Restaurant isst.
Aber: Diese Unterscheidung ist inzwischen längst nicht mehr so klar, insbesondere, weil sich die Sprache wandelt. Das wirft bei der Frage, ob man du klein- oder großschreibt, einige Probleme auf. Aber dazu komme ich gleich noch.
Standardfall: du klein
Schauen wir uns erst einmal das Regelwerk an. Die Höflichkeitsform „Sie“ wird immer großgeschrieben. Das gilt auch für „Ihr“ oder „Ihnen“. Wohlgemerkt immer nur als Teil der Anrede. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht ganz pünktlich sein werde – hier erklärt man einer anderen Person, dass das eigene Zuspätkommen nicht ganz überraschend ist.
Ich habe ihnen doch gesagt, dass ich nicht ganz pünktlich sein werde – hier spricht man mit einer anderen Person über andere Menschen. Man spricht nicht die Person an, sondern erklärt ihr, dass andere Personen über das Zuspätkommen unterrichtet waren.
Was für die Höflichkeitsform gilt, gilt mit Einschränkungen auch für das Duzen. Bei einer Anrede kann großgeschrieben werden, allerdings nur in einer Nachricht. Ein du kann groß stehen:
- in einem Brief,
- in einer E-Mail,
- in einer SMS oder auch
- bei WhatsApp und Co.
Die Betonung liegt hierbei auf kann. Denn die Kleinschreibung von du ist immer korrekt, auch in Nachrichten.
Ich schreibe dir/Dir morgen noch mal. Hast du/Du mich eben angerufen?
Höfliches duzen, geht das? Schreibt man du dann klein oder groß?
Anders sieht es aus, wenn man eine Person über ein Plakat anspricht oder über einen Text. Ja, sogar ein Fragebogen erfüllt nicht die Vorgabe, eine Nachricht zu sein. Das aktuelle Regelwerk ist hier klar: Anreden wie du, dein, dir etc. werden in solchen Fällen kleingeschrieben.
Es gibt allerdings, gerade in der Unternehmenskommunikation, ein ausgeprägtes Bedürfnis, diese Anreden großzuschreiben, auch wenn es sich nicht um eine Nachricht handelt. Der Text in der Werbung oder auf dem Plakat enthält dann bei der Anrede die Großschreibung.
Ich glaube, das liegt daran, dass immer mehr Unternehmen duzen, aber ihre Kundinnen und Kunden höflich ansprechen möchten. Und gemeinhin gilt es in der Werbung als schick, mit Regeln zu brechen, die unkonventionelle Verwendung von Sprache ist dort weiter verbreitet.
Es kann aber ohnehin so sein, dass sich das Regelwerk über kurz oder lang diesem sprachlichen Standard anpasst, weil der Bedarf besteht, auch außerhalb von Nachrichten höflich zu duzen. Im Moment gilt für Werbung und Co. allerdings noch: nur das kleine du ist korrekt.
Auf einen Blick
Bei der Frage „du klein oder groß?“ lässt sich Folgendes festhalten: Generell werden die Anredeformen du, dir, dein etc. kleingeschrieben. In Briefen, E-Mails, SMS oder Messenger-Nachrichten ist auch die Großschreibung erlaubt. Werbe- oder auch Plakattexte und Ähnliches zählen nicht als Nachrichten. Auch wenn sie eine Botschaft übermitteln: du, dir etc. werden hier kleingeschrieben.
Illustration Titelbild: Luise Hesse
Schreiben Sie einen Kommentar