Die Groß- und Kleinschreibung von Morgen folgt festen Regeln
Dass beide Schreibungen möglich sind, das sehen Sie in meinem Beispielsatz. Es handelt sich dabei allerdings nicht um eine Kann-Regelung. Sie können sich also nicht wie z. B. bei Fantasie/Phantasie für eine der beiden optionalen Schreibweisen entscheiden, sondern die Groß- oder Kleinschreibung folgt bestimmten Regeln.
Man schreibt morgen klein oder Morgen groß, weil es sich bei den äußerlich identischen Formen um unterschiedliche Wortarten handelt. Das Substantiv der Morgen wird großgeschrieben. Bei der Kleinschreibung geht es um das Adverb morgen, also um ein Umstandswort, das einen bestimmten Sachverhalt des Satzes näher bestimmt. Aber schauen wir uns zunächst beide Fälle genauer an.
Groß schreibt man das Substantiv „Morgen“
Danke der Nachfrage, mein Morgen war gut! Puh, dieser Morgen hatte es wirklich in sich. Am Morgen komme ich einfach nicht aus dem Bett. Diese drei Beispielsätze beinhalten jeweils ein großgeschriebenes Morgen.
In all diesen Sätzen schreiben Sie Morgen groß, weil das Wort hier als Substantiv steht. Das erkennt man z. B. am Artikel – der Morgen. Aber auch an Präpositionen, also Wörtern, die vorangestellt sind und mit dem Artikel verschmelzen können: am (= an dem) Morgen . Darum schreibt man auch den Satz aus der Einleitung mit großem Morgen: Heute [also an diesem] Morgen, habe ich noch keinen Kaffee getrunken.
Dies gilt auch für verschiedene andere Fügungen wie vom Morgen bis zum Abend oder eines Morgens und auch des Morgens. Übrigens: Die Großschreibung von des Morgens gilt immer, egal wo Sie die Wendung im Satz einbauen. Sie können also schreiben: Des Morgens [am Morgen] ging ich aus dem Haus, aber auch: Die Geräusche des Morgens weckten mich.
Nicht zuletzt gibt es auch das Substantiv Morgen, das für eine bestimmte Größe an Ackerland steht. Er besitzt zehn Morgen Land. Die Größe hat in diesem Fall tatsächlich etwas mit der Tageszeit zu tun: Man gab damit an, wie viel Land man an einem Morgen mit einem Gespann pflügen konnte.
Als Adverb schreibt sich „morgen“ klein
Anders verhält es sich, wenn man sagt: Ich komme morgens nicht aus dem Bett. Während es bei eines Morgens um eine bestimmte Zeitangabe geht, möchten Sie in diesem Fall mit dem Wort morgens aussagen, dass etwas regelmäßig der Fall ist.
Generell spielt der zeitliche Aspekt in der Unterscheidung eine große Rolle. Wenn Sie sich auf den nächsten Tag beziehen, dann schreiben Sie morgen klein. Und genau aus diesem Grund wird sie morgen anrufen. Es wird morgen früh wieder ein harter Morgen.
Außerdem kann morgen auch für eine unbestimmte Zeit in der Zukunft stehen und wird dann kleingeschrieben: Das ist die Technik von morgen! Denn Sie meinen in diesem Fall nicht eine bestimmte, nähere Zukunft, sondern die Technik wird irgendwann, in ein paar Jahren vielleicht, die Gesellschaft prägen.
Fest bestimmt wird eine Zukunftsvision hingegen großgeschrieben: Ich fürchte mich vor dem Morgen, also der unmittelbaren Zukunft.
Schreibt man „Morgen“ groß? Je nach Wortart!
Sie sehen: Die Regeln und Fälle für ein klein- oder großgeschriebenes Morgen sind sehr eindeutig. Was nicht heißt, dass es deswegen umso einfacher wäre. Wenn Sie sich unsicher sind, versuchen Sie am besten Folgendes: Funktioniert das Wort mit einem Artikel im Satz?
Noch besser: Machen Sie sich genau klar, was Sie aussagen wollen. Ist ihre Aussage bestimmt oder unbestimmt und worauf zielt sie zeitlich ab? Ich sage es dir morgen (irgendwann am nächsten Tag). Ich sage es dir gleich morgen früh (am nächsten Tag morgens). Aber: Ich sage es dir am Morgen (am nächsten Morgen). Auch als Lektor stelle ich mir solche Fragen gern, wenn ich über die Richtigkeit bestimmter Schreibungen nachdenke.
Diesen Beitrag habe ich erstmals am 2. April 2019 veröffentlicht und am 8. September 2021 überarbeitet und erweitert.
Auf einen Blick
Man schreibt Morgen groß, wenn es sich um das Substantiv handelt, das mit Artikel oder Präposition steht: ein schöner Morgen; der Morgen kam langsam; des Morgens ereilte mich ein Glück, es graute der Morgen; gleich am Morgen rufe ich an.
Man schreibt morgen klein, wenn es als (zeitliches) Adverb fungiert und z. B. eine Regelmäßigkeit ausdrückt: Ich rufe morgen [Vormittag] an; morgens rufe ich [regelmäßig] an; bis morgen.
Titelbild: David Brooke Martin on Unsplash
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