Ein Hinweis vorab: Dieser Artikel basiert teilweise auf meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Duden Korrektor. Hierfür wurde mir eine kostenlose Rezensionslizenz der Version 15 zur Verfügung gestellt. LanguageTool Plus nutze ich in der Premium-Version, für die ich selbst bezahle. Ein Duden-Mentor-Abo habe ich nicht. Ich erhalte keine Provisionen bei Bestellungen/Verkäufen.
Autokorrektur: Diese Möglichkeiten gibt es
Onlineprüfung: kopieren, einfügen, prüfen lassen
Algorithmen und KI sind inzwischen in aller Munde, digitale Prozesse sollen in Zukunft viele menschliche Aufgaben übernehmen. Die Word-Rechtschreibprüfung gibt es zwar schon eine ganze Weile, trotzdem nimmt das Thema zunehmend Fahrt auf. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Rechtschreibung eines Textes online prüfen zu lassen, z. B. auf der Website von Duden oder mithilfe des Programms LanguageTool.
Viele weitere Prüfangebote wie z. B. Rechtschreibprüfung24 oder Spellboy nutzen die Prüfmuster von LanguageTool und liefern genau die gleichen Ergebnisse. Auf der Duden-Website gibt es den Duden-Mentor, um will als Textprüfung vor allem mit Stilempfehlungen und dem Thesaurus für bessere Texte sorgen.
Programme, die in Word prüfen
Will man auf dem Rechner ein Word-Dokument prüfen lassen, gibt es zum einen die bereits erwähnte hauseigene Word-Korrektur, die bei mir lange Zeit einen schlechten Ruf hatte. Inzwischen hat sich die Leistungsfähigkeit allerdings verbessert, wie mein Test zeigt. LanguageTool bzw. LanguageTool Plus bietet neben der Online-Korrektur ein Add-on für Word – und auch der Duden Korrektor arbeitet auf diese Weise.
LanguageTool ist eine Open-Source-Software, die bereits seit 2010 entwickelt wird. Der Duden Korrektor ist ein ehemaliges Projekt des Bibliographischen Instituts, das zwischendurch eingestellt worden war. Inzwischen wird das Programm von der Firma epc entwickelt und vertrieben. Ich habe mir vor zwei Jahren die Version 12 gekauft und habe nun die Betaversion 13 kostenlos testen dürfen – die ich auch im Nachgang weiter kostenlos nutzen darf. Ich hatte im letzten Frühjahr auch eine Testversion von LanguageTool Plus und das zugehörige Word-Add-on getestet und habe für diesen Beitrag erneut eine Testlizenz genutzt.
Der Testsatz …
Was genau man von den jeweiligen Korrekturlösungen erwarten kann, wollte ich mit wenigen Sätzen ausprobieren, in die ich einige Fehler eingebaut habe. Es handelt sich dabei natürlich nur um einen kleinen Ausschnitt, eine Stichprobe. Für einen umfangreicheren Test bräuchte man ein ganzes Team an Leuten und vor allem einen Text, der sehr ausgewogen möglichst viele verschiedene Fehlerarten enthält. Aber auch mein kurzer Satz reicht schon, um die Fähigkeiten oder aber auch die Blindheit der Software zu demonstrieren.
Mein Testsatz lautet wie folgt:
Ich heiß Christiann un wohhne in Potsdam. Heute, teste ich mal dieses Tool. Um das zu verstehen muss ich mich damit rumschlagen. Oke, jetz heißt es wohl abschiednehmen.
… und die Ergebnisse
Testergebnisse 2018
Die Fehler bei Christiann, un, wohhne, jetz, abschiednehmen fanden alle Programme.
Was keinem Rechtschreibprogramm gelang, war mir die korrekte Version von Abschied nehmen vorzuschlagen. Entweder lieferten die Programme nur Abschiednehmen, es geht hier aber nicht um eine Substantivierung. LanguageTool probierte es mit verschiedenen Varianten, aber auch abschied nehmen oder abschied Nehmen sind falsch. Generell hatten alle Programme Probleme, mir z. B. für Oke eine Korrektur vorzuschlagen. Duden-Mentor versuchte es mit Ole, LanguageTool mit Ecke.
Am besten hat insgesamt die Duden-Rechtschreibprüfung (online) abgeschlossen, da sie auch die beiden Kommafehler beanstandete. Das Komma nach Heute darf nicht gesetzt werden, nach Um das zu verstehen ist ein Komma hingegen zwingend.
LanguageTool fand einen der beiden Kommafehler, schlug aber eine Korrektur von rumschlagen vor. Diese Formulierung ist jedoch nicht falsch geschrieben.
Der Duden Korrektor übersah beide Kommafehler.
Duden-Mentor schnitt exakt gleich ab und fand erstaunlicherweise die Kommafehler nicht, die die Duden-Rechtschreibprüfung auf derselben Seite anmahnte.
Word fand den ersten Kommafehler bei Heute, fand dafür aber Oke in Ordnung.
Bei den Stilprüfungen von Duden-Mentor und Duden Korrektor (hier: Füllwörter) wurde auf mal und wohl hingewiesen. Nicht erwähnt wurde hingegen Ich heiß, was nicht falsch, aber auch kein guter Stil ist.
Testupdate, 19.03.2019
Die von mir informierten Anbieter wurden direkt tätig. Bei LanguageTool Plus ist nun rumschlagen kein Fehler mehr, auch Abschied nehmen wird nun als Korrektur vorgeschlagen. Die Krux liegt hier am ehesten darin, dass es auch andere Vorschläge gibt und man sich darum mit den Regeln zur Schreibung von Substantivierungen auskennen muss.
Der gerade erschienene Duden Korrektor erkennt nun den Kommafehler bei Um das zu verstehen.
Das Team von duden.de hat auf meine Anfrage vom 08.02.2019, was die relativ schlechte Korrekturleistung des Duden Mentor angeht, leider nicht reagiert.
Testupdate, 16.12.2024
LanguageTool Plus ist die zuverlässigste Software im Text, sie fand alle Fehler und gab Empfehlungen zur Umgangssprache bei „heiß“ und „rumschlagen“.
Duden Korrektor 15 schlägt fälschlich „Abschiednehmen“ als Korrektur vor, in dieser Konstellation ist aber nur die Getrenntschreibung richtig.
Auch Duden Mentor schlägt „Abschiednehmen“ vor, außerdem soll „jetz“ zu „Jetzt“ korrigiert werden, ein klarer Fehler. Als Alternative wird auch „jetzt“ vorgeschlagen, aber es ist nicht der erste Korrekturvorschlag.
Was Korrektursoftware kann
Seit meinen ersten Tests sind die Korrekturleistungen im besser geworden. Besonders hervor tut sich dabei Languagetool, was ich auch bei meiner täglichen Arbeit bemerke. Der Duden Korrektor liefert ebenfalls gute Ergebnisse, und er wird als einzige Software zum Download und ohne Abo angeboten. Das Korrigieren ohne Anbindung zum Internet bzw. zu Korrekturservern kann ein gewichtiges Argument sein.
Korrektursoftware hilft bei Flüchtigkeitsfehlern, sie gleicht menschliche Schwächen wie Ermüdung oder mangelnde Konzentration aus, indem sie Buchstabendreher, fehlende oder doppelte Buchstaben findet, aber auch doppelte Wörter anmahnt. Ich persönlich schätze am Duden Korrektor, dass er auch die Kann-Schreibungen berücksichtigt, also z. B. potentiell/potenziell oder Fantasie/Phantasie, und die Duden-Empfehlung ausgibt. Auch LanguageTool Plus bietet diese Funktion in der Premium-Variante. Prüft man die Texte kostenlos auf der Seite erfolgt jedoch kein Hinweis auf Geographie/Geografie o. Ä.
Was eher nicht geht
Trotz vieler Hilfestellungen durch die Software müssen Nutzer:innen am Ende immer noch selbst entscheiden, welche Korrekturvorschläge richtig sind. Besonders bei optionalen Fällen in der Kommasetzung wird ein Hinweis nicht unbedingt weiterhelfen. Im Deutschen gibt es jede Menge solcher optionalen Fälle – bei Schreibungen wie bei der Kommasetzung.
Außerdem sind nicht alle Korrekturen wirklich richtig oder notwendig. Abseits von ganz grundsätzlichen Entscheidungen zur richtigen Rechtschreibung oder Grammatik kann keines der Programme zum jetzigen Zeitpunkt eine zum Text passende stilistische Empfehlung geben. Ein Gutachten muss stilistisch anders bewertet werden als ein persönlicher Brief. Darum müsste die KI zuerst erkennen können, welche Textsorte gerade bearbeitet wird.
Nicht zuletzt haben Korrekturprogramme auch immer Probleme mit Neologismen, also Wortneuschöpfungen. Oft müssen neu auftretende Sonderfälle erst mit den existierenden Regeln abgeglichen und zusammengeführt werden.
Duden Mentor, LanguageTool Plus, Duden Korrektor?
Für die regelmäßige Arbeit an längeren Texten sind die Add-ons des Duden Korrektors oder von LanguageTool Plus durchaus hilfreich.
Insgesamt hat für mich in der Testleistung LanguageTool Plus leicht die Nase vorn. Wenn man seine Texte zum Korrigieren nichts ins Internet schicken möchte, ist auch der Duden Korrektor ein sehr gutes Hilfsmittel.
Bei umfangreichen Texten kann eine Korrektur etwas dauern. Für einen Text mit 110.000 Zeichen inkl. Leerzeichen brauchte der Duden Korrektor knapp 1 Minute und 20 Sekunden, LanguageTool braucht tatsächlich nur 20 Sekunden.
Unterschiedlich sind auch die Preismodelle. Den Duden Korrektor 15 kann man schon seit etlichen Jahren zum Festpreis von 79 Euro zzgl. Mehrwertsteuer erwerben, der nächste Versionsschritt kostet als Update dann die Hälfte. LanguageTool Plus wird abonniert und kostet dann als Einzelplatzversion um die 59 Euro im Jahr. Die Preise variieren auch abhängig davon, wie lange man die Software abonniert.
Verhältnismäßig teuer ist der Duden Mentor mit 7,95 Euro im Monat bzw. 10,95 Euro im Monat, je nach Leistungsumfang (95,40 Euro bzw. 131,40 Euro pro Jahr). Es gibt regelmäßig Rabattaktionen, dann kann man günstiger einsteigen. Da die Korrekturleistungen aber leicht hinter den anderen Programmen zurückblieben, ist es nicht zwingend, mehr für den Duden Mentor auszugeben.
Natürlich muss man dazu sagen, dass auch die hauseigene Prüfung von Word inzwischen viele Fehler findet. Im Vergleichstest schnitt sie nicht viel schlechter ab als die kostenpflichtigen Programme.
Fazit des Tests: Eine voll funktionsfähige Automatisierung gibt es nicht
Festzuhalten bleibt, dass man der Automatisierung meiner Meinung nach absehbar nicht vertrauen kann. Die Künstliche Intelligenz arbeitet zwar ermüdungsfrei, findet aber auch nicht jeden Schnitzer im Text. Und am Ende weist sie nur auf Unstimmigkeiten hin – die Entscheidung, ob etwas falsch oder richtig ist, bleibt den Nutzer:innen überlassen. Je weniger man sich also mit Aspekten von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung beschäftigt, weil die KI es ja immer besser kann, desto schwieriger wird dann wiederum der Umgang damit.
Ich selbst nutze momentan meistens Languagetool als Absicherung am Ende meiner Korrekturdurchläufe. Wenn die Texte in einem guten Zustand sind, findet auch der Duden Korrektor oft noch letzte Flüchtigkeitsfehler oder eine übersehene Duden-Empfehlung. Diese Einschätzung dürfte im Übrigen auf alle Programme zutreffen: Wenn Texte besonders fehlerreich sind, haben Programme und Nutzer größere Probleme und der Zeitaufwand steigt exorbitant.
Links
- LanguageTool Plus
- Duden Korrektor; die Version 13 ist erschienen
- Rechtschreibung online prüfen mit dem Duden Mentor
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