Kategorien
Digital Know-how Sprachliches

Muss jede Website SEO-optimiert sein?

Neulich habe ich Websitetexte für ein kleineres Familienunternehmen geschrieben. Die Inhaberin meldete sich irgendwann bei mir, weil ihr eine der angefragten Texterinnen etwas von S … E … O erzählt hatte. Ziemlich wichtig, also, dieses SEO. Bloß wusste die Inhaberin damit überhaupt nichts anzufangen, hatte nun aber einen Floh im Ohr.

SEO ist keine Eintagsfliege, sondern ein ziemlich komplexes Unterfangen

Das Problem ist, dass SEO, also die Optimierung von Websites für Suchmaschinen, nicht einfach einmal „gemacht“ wird und dann alles funktioniert. Klar, man kann die Texte im Hinblick auf Keywords schreiben. Aber dazu muss man erst einmal herausfinden, welche Keywords wie oft gesucht werden. Im Anschluss ist es wichtig, die Seite und ihr Ranking bei Google im Auge zu behalten, denn es kann ein paar Monate dauern, bis man aussagekräftige Resultate erhält.

Ebenso wichtig ist es, dass man immer wieder neue Artikel auf der Homepage veröffentlicht. Dazu muss man einen Blog pflegen, was entweder zeit- oder kostenintensiv ist. Denn es braucht wiederum nicht nur den Text, sondern auch Konzeption und Strukturierung, Keyword- und Bildrecherche. Nicht zu vergessen, dass alle Artikel untereinander sinnvoll verlinkt sein sollten. Das heißt, man muss regelmäßig alte Beiträge durchgehen und die Verlinkungen prüfen und aktualisieren. Apropos aktualisieren: Das wäre für Beiträge und Seiten nach ein oder zwei Jahren auch nicht schlecht …

Lieber gute Texte als seelenloser SEO-Keyword-Buchstabensalat

Das sind nun nur einige Gedanken zum Thema SEO, und Sie sehen schon, dass es ganz schnell ins Uferlose geht. Neulich sollte ich über eine Agentur für einen Konzernkunden tätig werden. Seiten über Seiten SEO- und Schreibregeln und Keyword-Vorgaben, ein mehrstufiger Prozess mit Vorabnahme und späterem Schreiben des Textes. Was soll ich sagen? Es hat nicht funktioniert. Statt gute Texte zu schreiben, erschafft man in einem solchen Umfeld seelenlose SEO-Textmonster, die man möglichst nah an den am besten rankenden Texten orientiert. Ich hatte noch nie so wenig Spaß an einem Auftrag, die Agentur war absolut unzufrieden und, na ja, wieder etwas gelernt: Große Namen allein helfen auch nicht weiter.

Aber zurück zu meiner Ausgangsfrage: Kleinere Unternehmen und Mitteständler, die bereits viele zufriedene Kund*innen haben, sollten sich auf eine Homepage konzentrieren, die wirklich vermittelt, was sie tun. Die Websitetexte sollten die Sprache der Inhaber*innen oder der Mitarbeiter*innen sprechen. Irgendwie noch SEO dranzuklatschen hilft nicht weiter.

SEO kann man auch ganz gut allein erledigen

Trotzdem braucht es auch nicht zwingend eine SEO-Agentur. Bei Google Trends kann man erst einmal grob schauen, was überhaupt wie viel gesucht wird. Hilfreich ist es dazu aber, bereits zu wissen, wie stark ein bestimmtes Keyword gesucht wird. Dann kann man nämlich die Suchvolumen gut vergleichen. Anschließend braucht es sinnvolle, keywordrelevante Zwischenüberschriften und einen locker geschriebenen, gut zu lesenden Text mit vielen Absätzen. Möglichst noch ein Bild mit angepasstem Dateinamen und einem ebenso passenden Alt-Tag, schon steht dem SEO-Erfolg nichts mehr im Wege. Außer vielleicht die Suchmaschine.

Nicht jeder Artikel wird ein Treffer, manchmal geschieht nach langer Zeit ein Wunder, manchmal bleibt es aber auch rätselhaft, warum andere Seiten besser ranken. Man kann noch auf sehr viele andere Parameter achten, die Websitegeschwindigkeit zum Beispiel oder die Zahl der Verlinkungen von anderen Seiten oder aus sozialen Netzwerken. Die Frage ist immer, wofür man als Unternehmen im Alltag Zeit hat. Ich würde daher jedem Kunden empfehlen, hauptsächlich auf gut geschriebene Texte zu achten. Und wenn es SEO sein soll, muss man häufig gar nicht das große Brimborium darum machen.

Ganz wichtig: dranbleiben und Zeit einplanen. Ansonsten ist eine gute „Visitenkarten“-Homepage die bessere Lösung

Aber Zeit braucht es und Stetigkeit. Wer auf SEO wert legt, kann nicht einfach seine Homepage online stellen und sich dann anderem zuwenden. Der Content muss stetig entwickelt, die Besucherzahlen müssen erfasst werden. Wenn das nicht drin ist, dann ist eine gute, informative Website als Visitenkarte immer noch hundertmal besser, als gar keine Website zu haben oder eine schlechte, irgendwie einmal SEO-optimierte.

Es wird ein Chart mit dem Aufkommen von Suchanfragen über den Verlauf von 10 Monaten gezeigt, um zu verdeutlichen, dass SEO sich langsam entwickelt.
SEO braucht Zeit: Die ersten Artikel der hier abgebildeten Seite wurden im März und April geschrieben, es hat dann einige Monate gedauert, bis alle nach und nach mehr oder weniger gut rankten.

Titelbild: Anoop Surendran on Unsplash

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert