Dass von vielen Wörtern zwei Schreibweisen existieren, hat etwas mit der Rechtschreibreform aus dem Jahre 1996 zu tun. Vor 22 Jahren wurde eine Entscheidung getroffen: Fremdwörter, die mehr und mehr diesen fremden Status verlieren, sollten auch in einer ans Deutsche angepassten Schreibweise erscheinen. Beim Telefon oder der Kulisse ist das schon passiert. Es wird nur noch selten Telephon oder Coulisse geschrieben, solche Schreibweisen gelten inzwischen als exzentrisch.
Fremdwörter werden nach und nach heimisch – das soll sich auch in ihrer Schreibung niederschlagen
Für eine gewisse Gruppe von Fremdwörtern sollte dieser Prozess forciert werden, man legte also fest, dass diese in einer einfacheren, „deutscheren“ Form geschrieben werden könnten. Dies gilt für phon-, phot- und graph-Fremdwörter – Geografie, Fotovoltaik, Grafiker – aber auch für einzelne andere Fremdwörter wie eben Fantasie. Genauso ergeben sich Kann-Schreibungen bei Tunfisch/Thunfisch oder Spagetti/Spaghetti.
Viele Fremdwörter durften so bleiben, wie sie sind. Katastrophe oder Philosophie oder Strophe wurden nicht angepasst.
Bei anderen Fremdwörtern war die eingedeutschte Form so ungebräuchlich, dass sie inzwischen wieder zurückgenommen wurde. Beispiele sind Ketschup, Majonäse oder Grislibär. Diese Schreibweisen sind seit 2017 nicht mehr zulässig.
Ein ähnlich gelagertes Feld ist übrigens die Zusammen- oder Getrenntschreibung von Fremdwörtern und einheimischen Wörtern, z. B. Charityveranstaltung oder Corporate Identity.
Auch nach vielen Jahren schwankt der Gebrauch der einzelnen Schreibweisen
Aber nicht nur ein Wort wie Roulett hat ausgedient und ist abgeschafft. Auch in anderen Fällen kan man nicht von einem Erfolg auf breiter Flur sprechen. Mich selber schaudert es immer, wenn ich eine Korrektur wie Fotovoltaikanlage empfehle. Warum? Ich weiß es nicht. Aber es geht vielen Schreibern und Schreiberinnen genauso. Womit wir beim Problem wären, dass sich auch 22 Jahre nach der Reform die Schreibgewohnheiten massiv verändern, sich aber gerade bei Wörtern wie Fantasie/Phantasie nur allmählich Tendenzen abzeichnen. Schließlich hat der Gebrauch der ph-Form immer ein bisschen den Dünkel der sprachlichen Meisterschaft; man besinnt sich vermeintlich auf die sprachliche Vergangenheit und die Herkunft des Wortes. Bei der Photovoltaikanlage verstärkt sich meinem Eindruck nach eher der technisch-sachliche Bezug des Herstellers, der so seine Expertise präsentiert. „So schreibt der Fachmann!“ Andererseits sieht man die Formen Graphik bzw. Graphiker eher noch im Atelierkontext, aber weniger als Berufs- oder Leistungsbezeichnung.
Am wichtigsten: Einheitlichkeit, egal welche Schreibweise man wählt
Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man sich für eine Form entscheidet, am besten projektübergreifend. Damit wird es leichter, die Schreibungen einheitlich zu halten. In Einzelfällen und auch bei Einzelwörtern kann man dann auch abweichen, wenn es sein muss. So lange man sich für eine Schreibweise entscheidet, ist das fantastisch … oder natürlich phantastisch. Das gilt auch in anderen Fällen, zum Beispiel bei der Frage, ob man sodass oder so dass schreibt. Beides ist möglich, man muss sich aber auf eine Variante festlegen.
Die konkrete Einzelfallentscheidung kann trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Varianten von einer gewissen Willkür geprägt sind und nicht konsequent umgesetzt werden. Man sollte die Entwicklung der Schreibweisen also im Auge behalten. Helfen kann dabei auch eine Korrektursoftware, die entsprechend den Duden-Richtlinien arbeitet und einem aufzeigt, wo Schreibweisen von den Vorgaben abweichen.
Sollte in keinem Schrank fehlen: ein Delfin- oder eben auch Delphinkostüm. Via GIPHY
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Man kann Fantasie oder Phantasie schreiben. Die von Duden empfohlene Schreibung Fantasie ist Folge der Rechtschreibreform. Fremdwörter, die schon lange in unserer Sprache existieren, werden zu heimischen Wörtern, dies soll sich auch in der Schreibweise ausdrücken. Dies gilt für phon-, phot- und graph-Fremdwörter – Geografie, Fotovoltaik, Grafiker etc.Ähnlich ist es bei Fremdwörtern wie Thunfisch/Tunfisch, Spaghetti/Spagetti, Delfin/Delphin, Joghurt/Jogurt. Die empfohlenen Schreibungen Thunfisch, Spaghetti, Delfin, Joghurt folgen dabei keiner einheitlichen Regel, sondern der Häufigkeit ihrer Verwendung durch die Schreibenden.
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